Nachdem ich die Kampagne genügend lange verfolgt habe, ist es an der Zeit auch was zu sagen: Herr Bossert vertritt nicht alle Detaillisten!

 

Ein Grundübel des KMU-Detailhandels ist es, sich nicht den Herausforderungen zu stellen und besser zu werden, sondern möglichst lange an Altem, Betoniertem festzuhalten und möglichst viele Schutzmechanismen möglichst lange zu erhalten. Die Grossen haben sich schon lange mit den Bauern verbündet und wir verteilen immer noch Märkli.

 

Auf jeden Fall kann ich als Unternehmer nach 19 Jahren Selbständigkeit selber rechnen, wann mein Geschäft rentiert und wann nicht. Das Argument „Längere Öffnungszeiten bringen nicht mehr Umsatz“ ist schlicht kein Argument, weil es darum nicht geht. Es geht um den Entscheid, wann ich offen habe. Ich bin sicher, dass eine Bijouterie in der Stadt Luzern Ihre Sommer-Öffnungszeiten anpassen würde wenn Sie könnte. Und viel andere auch.

Die unternehmerische Kreativität wird durch die Ladenöffnungszeiten sehr eingeschränkt. Und die Übung vor den regionalen Feiertagen, wenn um 17 Uhr die Läden schliessen müssen? Kundenunfreundlicher geht es nicht mehr! Fragen Sie mal jene, die auswärts arbeiten. Ach ja, die haben sich ja schon anders organisiert und kaufen im Kanton Zürich oder Aargau ein.

 

Mein Personal, auch die Teilzeitmitarbeiterinnen, haben alle Fixverträge, 5 Wochen Ferien, 13 Löhne und eine 42-Stunden-Woche. Die Arbeitnehmer sind durch viele Gesetze geschützt, was auch richtig ist! Sie können die Familie retten wollen, aber reden Sie mal mit Personen die das 2. Einkommen für den Lebensunterhalt brauchen und froh sind wenn sie die Kinderbetreuung dem Vater (gratis) abgeben können.

In Hochdorf, gibt es mittlerweile zwei grosse Tankstellen-Shops, die am Abend und an freien Tagen überquellen. Von Bahnhöfen reden wir gar nicht. Oder gehen Sie mal auf den Flughafen Zürich an einem Wochenende? Die Kunden haben sich schon lange organisiert, und decken sich dann ein wann Sie wollen und nicht wenn es das Gesetz sagt. Die ungleichen Spiesse bei der Bestimmung der Öffnungszeiten ist eine absolute Frechheit.

Logisch wird die Veränderung der Ladenöffnungszeiten immer abgelehnt! Alle haben sich organisiert, wann und wo sie einkaufen gehen. Vielen der „Tankstellen- und Bahnhof-Shopper“ ist es doch egal, sie haben ja Ihre Einkaufsmöglichkeiten. Und viele der Abstimmenden sind dagegen, weil Sie sich ebenfalls organisiert haben, zu den aktuellen Zeiten, passt ja schon.

 

Es ist für die traditionellen Parteien ein Einfaches ein Jungpartei zu geisseln, und ihr vorzuwerfen sie missachte den Volkswillen. Sie legen doch den Volkswillen aus wie es passt. Rundgeschliffener geht gar nicht! Aber es sind genau diese Leute, „die Jungen“ die in Zukunft einkaufen, unsere AHV bezahlen sollten und vom Standort Schweiz leben sollten. Vielleicht übernimmt sogar mal jemand ein Detailhandelsgeschäft? Fragen Sie mal die 20-Jährigen ob Sie einen Lebensmittelladen, eine Eisenwarenhandlung eine Drogerie oder eine Bijouterie übernehmen möchten!

Es geht bei der Abstimmung um ein kleines Stück Selbstbestimmung im KMU Detailhandel, ein wenig unternehmerischer Freiraum, um nicht mehr. Es geht nicht um den Sonntag, es geht nicht um die Nacht!

 

Innovation, Ideenreichtum, Kreativität, Flexibilität, Unternehmergeist, Motivation usw. werden immer als grosse Worte verwendet. Die Rahmenbedingungen werden immer schwieriger dafür, und manchmal macht es keinen Spass.

Sagen Sie doch einfach Ja zur Initiative, sie verlieren dabei wirklich nichts!

 

 

Walter Käch, Dipl. Drogist HF, Geschäftsinhaber, Hochdorf