Vetternwirtschaft und mangelnde Transparenz haben in einigen namhaften Unternehmen zu einer ungesunden Lohn- und Bonuskultur geführt. Auch mir missfällt diese Abzockerei. Eine staatliche Lohndeckelung, wie sie die JUSO mit der utopischen «1:12-Initiative» fordert, wäre aber falsch. Als letzte Instanz sollten richtigerweise die Aktionäre beurteilen, ob die Bezüge von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung gerechtfertigt sind.
Dem Ruf nach mehr Aktionärsdemokratie folgt auch Thomas Minder. Seine Initiative hat jedoch fatale Mängel und engt den Handlungsspielraum der Unternehmen stark ein. Hohe Löhne und Boni können mit den vorgesehenen Massnahmen nicht verhindert werden. Die Initiative zielt zwar auf börsenkotierte Gesellschaften, man darf aber nicht vergessen, dass die Schweizer Wirtschaft stark durch KMU geprägt ist. Diese wiederum – und mit ihnen mehr als 250‘000 Arbeitsplätze – sind auf die Aufträge der grossen Konzerne angewiesen. Das Schweizer Erfolgsmodell darf durch diese Initiative nicht geschwächt werden. Die KMUs sind angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation schon genug belastet.
Zum Glück gibt es eine Alternative zur Minder-Initiative. Der griffigere Gegenvorschlag wirkt schneller gegen Abzocker und gefährdet die Schweiz als attraktiven Unternehmensstandort nicht. Die Initiative bevormundet die Aktionäre, das Gegenprojekt lässt ihnen hingegen die notwendige Gestaltungsfreiheit. Während die Initiative die Pensionskassen mit mehr Bürokratie belastet, verzichtet der Gegenvorschlag auf diesen rentenfressenden Unfug. Zudem verlangt nur er, dass der Verwaltungsrat ein Vergütungsreglement ausarbeitet und den Aktionären zur Abstimmung unterbreitet. Dank dieser Massnahme können die Aktionäre auf die Lohnstrategie Einfluss nehmen und dafür sorgen, dass keine falschen Anreizsysteme bewilligt werden.
Für mich ist klar: Abzockerei NEIN danke! Wir müssen deshalb das Problem anpacken und eine wirksame Lösung umsetzen, und zwar JETZT mit einem NEIN zur nicht praxistauglichen Minder-Initiative. Dann kann der indirekte Gegenvorschlag automatisch in Kraft treten.
Damian Müller, Kantonsrat der FDP.Die Liberalen